Tukan’s aus Stahl

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Tag 13, 17.08.2019, Wima Rally 2019

Aufbruch, der Tag ist schneller gekommen als erwartet.
Ich stehe um 6:45 auf um noch den Rest meines Gepäcks einzupacken und das letzte English Breakfast um 7:00 zu mir zu nehmen.
Wenn ich hier richtig zuschlage, brauche ich wahrscheinlich den ganzen Tag nichts zum Essen.  😉
Alles klappt perfekt und so bin ich schon pünktlich beim Anziehen des Regengewands. What else?  ;_)
Castleton verabschiedet sich von uns genau so, wie wir es über viele Tage erleben durften.

Ich habe eine Route ausgetüftelt, die mich an Nottingham und Sherwood Forrest vorbei  zum RAF College in Cranwell führt. Das College dient der Ausbildung von Piloten seit Anbeginn der Royal Air Force.
Und ich möchte dort eine Person treffen, die ich seit ca. 15 Jahren virtuell kenne, aber niemals die Gelegenheit hatte auch persönlich kennen zu lernen.
Da er auch Motorrad fährt wäre eigentlich gedacht gewesen, dass wir uns schon im Peak District treffen, aber ein  kurzer Überstellungsflug nach Schottland und das anhaltende Regenwetter haben das verhindert.
Das Wetter ist mittlerweile sehr gut geworden, Lincolnshire ist wohl nicht Derbyshire und so spricht nichts dagegen, den kleinen Umweg und Stop am Weg einzuplanen.


So fahre ich in Cranwell ein, links und rechts ehrwürdige Kasernengebäude und Exerzierplätze, da und dort ein ausgemustertes  Flugzeug. Wie soll ich bei dieser Größe der Anlage jemanden finden? Ich probiere ihn telefonisch zu erreichen, aber leider hebt er nicht ab.
Deshalb fahre ich bei der  Hauptwache vor.
Warum ich es überhaupt probiere ist mir im Nachhinein schleierhaft. Das hier ist nicht das österreichische Bundesheer, das hier ist eine Berufsarmee.
No Madam, there is no Person with this Name,
No, I cannot look up any directories,
No,  I cannot call Squadron xx office……   terrible sorry, Madam…..

Eh klar, da kommt eine Österreicherin und will Telefondaten eines höher rangigen Officers? Keine Chance. 
Also schicke ich ihm noch eine SMS, packe enttäuscht zusammen und fahre wieder weiter in Richtung Cambridge. So knapp, verdammt.
Ca. 30min später muss ich auf Grund von Regen wieder stehen bleiben, um mir die Montur wieder anzulegen, und da schaue ich aufs Handy.
Es gibt eine SMS von ihm! Er war in einer Lagebesprechung und wäre jetzt verfügbar. Wir vereinbaren einen Pub in Wansford (Haycock)  in meiner Nähe und so mache ich es mir im Hof des ehrenwerten Gebäudes mit einer Limonade  gemütlich.


Es dauert ca. 45 min und dann sehe ich ihn in den Hof kommen.  Sein Aussehen kenne ich ja schon aus dem Video der RAF, und ich bin der einzige Gast in Motorrad outfit, so finden wir uns  ganz einfach.
Wir plaudern angeregt  miteinander. So  erfahre ich endlich ein wenig mehr über ihn und seine Tätigkeit bei der RAF und er über mich. So erfahre ich auch, dass er in den nächsten Monaten, zusammen mit seiner Trainingsstaffel mit Tucano‘s, in den Ruhestand versetzt wird.

Danach plant er eine Weltreise um seine, im Commonwelth verstreute, Familie zu besuchen. (Das das 2020 nicht möglich sein wird, das konnten wir da noch nicht wissen)   Die Zeit vergeht wie im Flug.
Doch die Fähre in Dover wartet und in der Nähe von London ist Stau zu erwarten. Deshalb muss ich doch weiter, will ich sie noch erreichen.
Wir verabschieden uns und ich gebe jetzt richtig Gas, um die Zeit wieder aufzuholen.
Umso näher ich an London komme, umso stärker wird erwartungsgemäß der Verkehr.
Bei Stapleford steht die M25. Ich schummle mich trotz der Seitenkoffer immer wieder langsam weiter, aber im Endeffekt verliere ich viel Zeit bis ich über die Dartfort Bridge über die Themse komme.
Dahinter die nächste „Überraschung“: Die M2 ist gesperrt und deshalb muss ich über die M20 ausweichen.
Kurz vor Dover gibt es daher wieder einen Stau. Es ist mittlerweile 16:30. Ich nutze daher eine Lücke , um in eine Tankstelle auszuweichen, dort noch einmal voll zu tanken.
Als ich am Fährhafen ankomme ist  es quasi 5 vor 12. Die aktuelle Fähre fährt in 5min, die nächste in ca. 60 min.
Entweder ist es die ungewohnte Hitze der Sonne (die mittlerweile wieder ganz heftig scheint) , oder einfach auch nur ein Rechenfehler. Aber ich kalkuliere 90 min Überfahrt und 1 Stunde Zeitverschiebung ZU meinen Gunsten.


Daher hetze ich nicht auf die Fähre sondern beschließe auf die nächste zu warten und dann entspannt von Dunkirk weiter zu fahren.  Ich schreibe mein Tagebuch fertig, lese ein wenig ein Buch, beobachte eine Spitfire (eindeutig an der Flügelform zu erkennen)  die den Kanal entlang fliegt, und so realisiere ich erst irgendwann an Bord, dass irgendwas so gar nicht stimmt. Es wird dunkel…, und ich fahre nach Osten…..

OH MEIN GOTT, ich verliere eine Stunde!  Zu allem Übel ist auch ein heftiger Regen wieder zurück. Na sauber.
Ich habe mir von Dover aus ein Zimmer in Ostende reserviert. Alle Campingplätze von Dunkirk bis Brügge waren komplett ausgebucht. Offensichtlich war hier das Wetter in den letzten Tagen besser und es ist ja auch Wochenende. d.h. ich muss nach der Landung in Dunkirk noch  ca. 50 min Fahren.
Daher:
18:00 Abfahrt in Dover
Ankunft um 20:45 in Dunkirk (Ortszeit)
Ankunft in Ostende um ca. 21:45 , juhuu immerhin noch vor 22:00 Uhr, aber damit wird wohl dieser Tag noch länger werden als mein Tag in Cornwall.


Die Fähre legt an und ich tummle mich von der Fähre. Gott sei Dank folge ich 2 belgischen Motorradfahrern. Ich wäre ansonsten am ersten Kreisverkehr  links herum gefahren!
Sie fahren auch auf die A16 und ich folge ihnen die ganze Strecke. Immerhin hört der Regen sehr schnell auf, aber die Kälte ist unangenehm genug, um das Regengewand anzulassen.
Müde finde ich mein Hotel in Ostende und um 22:15 bin ich, inkl. sehr warmer Dusche, schon im Bett. Ich habe eigentlich das ganze Gepäck am Motorrad gelassen, und nur das allernotwendigste mit aufs Zimmer gebracht. Sogar das Navi bleibt – unbeabsichtigt – am Motorrad.


Wetter: 11°-16°, Regen dann Sonne, dann kurz Regen

Strecke: 580 km

Verkehr: viel

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Video-Link: https://youtu.be/4saVhF5wwiA

6 Kommentare

  1. Hmm,
    ich habe nicht erwartet, dass es so schwer sein würde freie Campingplätze entlang der Strecke nach Brügge zu finden. Erst in Dover kam das AHA Erlebnis. Und so wurde es zufällig Ostende. Ich wäre sonst nicht hingefahren.
    Bzgl. Spitfire, ja, auch Briten, die mit dem Auto neben mir geparkt haben, haben das durch ihre Ausrufe bestätigt. Damals sind sie aber sicher nicht Solo geflogen. 😉
    Aber mit Smartphone Handy so was zu fotografieren, leider ein Ding der Unmöglichkeit.

    1. Nicht böse sein, wollte dich nur necken 😉 …
      Spitfire: habe ich auch nicht wirklich angezweifelt, wieso sollte ich – wie du selbst auch geschrieben hast, diese bestimmte Abrundung der Flügelenden bzw die Form der Flügel selbst ist wirklich sehr signifikant und nahezu unverwechselbar. Es fliegen ja auch noch etliche Bf 109 oder Fw 190, die deutschen Pendants zu Spitfire und Hurricane.
      Was mich wirklich interessieren würde ist, wie es zum Kontakt mit dem Staffelführer der Tucans kam – auf der Ingenieursschiene oder im privaten Bereich ? Sprengt aber vllt den Rahmen hier …

  2. Aha, die Benachrichtigungen über neue Beiträge funzn wieder…
    Jetzt könnt‘ ich mein beinahe tremendöses Wissen über (Super)Tucans loswerden, belasse es aber nur bei: ein schönes Flugzeug und lasse andere blöde Sprüche los, genauer nur einen: wieso bist’n nicht gleich mit der Fähre nach Oostende gefahren ? – ich hab das immer so gemacht, wenn ich nach da wollte 😉
    Was ich nicht wußte ist das Faktum, daß, abgesehen von Blackwater, noch andere nicht 3. oder 4. Welt-Staaten Tucans zur Ausbildung bzw für Kampfeinsätze in Verwendung hatten.
    Eine Spitfire ? Echt ? Ich dachte, du wärest 2019 in GB gewesen ?

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