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Tag 3 Anreise Wima Rally
Um 4 Uhr weckt mich der Regen. Zuerst einzelne Tropfen, dann immer mehr. Jetzt ärgere ich mich, dass ich die zusätzliche Plane nicht über das Zelt gespannt habe.
Um 7 Uhr läutet der Wecker das erste Mal, aber ich klicke ihn weg. Was ergibt es für einen Sinn, das nasse Zelt zusammenzupacken und alles im Regen aufzuladen?
Aber, eigentlich hilft es alles nicht, ich raffe mich beim zweiten Läuten auf und ziehe mir meinen Fleece über.
Ich starte mit der Morgenhygiene und danach ziehe ich mich im Zelt komplett an. Und, Wunder oh Wunder, langsam hört der Regen auf. Jetzt muss ich schnell alles verstauen und die obere Zeltplane kräftig abschütteln.
Ich hänge sie zum Abrinnen auf und rolle das trockene Innenzelt zusammen. Das kommt in den Zeltsack und darüber rolle ich die Zeltplane. Das Ganze wird außen auf der Heckrolle befestigt und wird dann wohl im Fahrtwind fertig trocknen müssen.
Ich verabschiede mich vom freundlichen Camp Besitzer und sehe die Berge an Croissant und Baguette, die schon auf die Campingplatz-Schläfer warten.
Aber, ich frühstücke lieber nicht, denn die Wolken am Horizont schauen schon böse aus.
Ich werde auch am Weg etwas bekommen und der Weg ist das Ziel.
Ich verzichte noch auf das Regengewand, denn von innen nass werden ist auch nicht lustig. Lieber dann anziehen, wenn es zu regnen beginnt, aber auch nicht später.
Ein Check der Wetterfronten für eine der beiden möglichen Routen war nicht einfach. Anscheinend bewegt sich eine Tieffront von der Normandie her in südlicher Richtung. Das spricht eher für die nördlichere Route via Loire Tal in die Normandie. Dann erreichen mich hoffentlich nur die Ausläufer davon.
Die Bretagne würde dann eher einen durchgehenden Regen bedeuten und nach gestern ist das nicht besonders einladend.
Ich habe mir gestern vorgenommen, ohne Navi aus dem Parc herauszufinden. Daher bleibt das Navi im reinen Follow Modus und ich kann mich nur an der Himmelsrichtung und dem möglichen Straßenverkauf orientieren. Challenge accepted!
Beinahe hätte ich das auch wirklich geschafft, aber nach ca. 30 km grandioses hin und her wollte ich doch auf Nummer sicher gehen. Aber die Richtung passt und so geht es weiter. Es ist Zeit die Zeltplane einzupacken und die Regenmontur anzulegen. Es geht jetzt bei normalen Regen in Richtung Tours und dem Loire Tal, sowie weiter zum Tal des Cher.
Es sind wunderbare Landstraßen, wenig Verkehr und die Gegend ist trotz Regen sehr schön, wenn auch relativ flach. Umso näher ich an die Sehenswürdigkeiten der Loire Schlösser komme, umso stärker wird der Verkehr. Es sind hier viele Touristen unterwegs und ich fahre laufend an den Tafeln der Chateau Sehenswürdigkeiten vorbei.
Da ich aber schon in der Gegend bin, sollte ich zumindest eines davon besuchen. Ich folge daher den Hinweisschildern in Richtung Chateau Chenonceau(x) . Wie ich später erfahre, zeigt ein x am Schluss royalen Besitz an, deshalb wurde darauf in der Zeit der franz. Revolution verzichtet. Was allein auch nichts genützt hätte, aber die damalige Besitzerin dürfte einen guten Ruf als freundliche und hilf-tätigen Landbesitzerin gehabt haben und so ist das Schloss verschont und in einem beinah originalen Zustand erhalten geblieben.
Das erfahre ich aber erst via Google, eine Anfahrt zum Schloss ist unmöglich. Wagenladungen an Menschen, Touristenbusse und dazwischen auch noch Radfahrern blockiert die Zufahrt zum Schloss und verleiden mir die nähere Besichtigung. Schade um das Regenloch denk ich mir und probiere auf kleinen Wegen auf die andere Flussseite zu kommen.
Ein Schotterweg führt am Ufer entlang bis zur halben Strecke, wo dann Pfähle und ein Schranken das offizielle Ende der Durchfahrt anzeigen.
Am kleinen Platz davor lasse ich Motorrad und Helm zurück und gehe zu Fuß am Fluss weiter.
So kann ich die Ausflugsboote am Fluss beobachten und komme dem Schloss immer näher. Damit gelingt mir schlussendlich ein Schnappschuss aus relativer Nähe, ganz ohne Eintrittsgebühr und Touristenmassen.
Der Bau, der in den Fluss hinein reicht, sticht aus der Masse an Loire Schlösser heraus und schaut beeindruckend aus. Er war für mich immer schon der Inbegriff dieser Schlösser, ein Zufall, dass ich gerade hier abgebogen bin. Lustig nur, dass es eigentlich am Cher liegt.
Der vor mir liegende Weg ist jedoch noch weit, daher geht es zurück zum Motorrad und weiter geht es in Richtung Norden.
Der Regen ist jetzt wieder sehr übel, und der Nordwind bläst ihn mir beinahe waagrecht ins Gesicht, und ich bin nicht schnell unterwegs. Die Regenmontur hält den Regen draußen, aber mein Schweiß (bei ca. 17°) bleibt drinnen. Die Gegend ist aber weiterhin sehr vielfältig und es ist schade, dass das Wetter nicht zu einem Stopp einlädt.
So erreiche ich in den späten Nachmittagsstunden den Ausläufer des Parc du Perche der direkt in den Parc de Normandie übergeht. Endlich hört auch der Regen auf und geht direkt in Sonne über. Beim nächsten Tankstopp kommt die Regenmontur endlich runter. Darunter ist alles dampfig feucht.
Ich fahre daher im Stehen weiter, so lüftet und trocknet alles perfekt durch. Die Straßen sind hier wieder enger, winkeliger und hügeliger. Es ist eine Freude hier zu fahren. Endlich kommt auch Domfront – mein heutiges Ziel – bei den Wegweisern vor, oh la la.
Nach einem längeren Stück durch einen Wald kommt es in Sicht und als ich einfahre, jauchzt das Herz. So eine süße Stadt, mit einem jung gebliebenen Mittelalterkern auf einer Felsennase mitten im Hügelland.
Die Aussicht ins Umland ist Atem raubend. Und die Stadt ein kleines Schmuckstück (zumindest die Altstadt). Ich fahre zur Orientierung im langsamen Tempo eine kleine Runde.
Unterhalb der Altstadt liegt der Campingplatz der Cite Municipal. Die Nacht kostet mit Zelt und Motorrad ganze 4,30 €!
Und, obwohl der Preis so angenehm niedrig ist, sind die Anlagen in einem sehr guten Zustand.
Die nette Dame am Schalter war schon mal in Wien und ist ganz begeistert, dass ich mit dem Motorrad alleine hier hergekommen bin. Sie weist mir einen Platz auf einer der mittleren Ebenen zu.
Ich suche mir ein ebenes Stück Wiese, in der Nähe der Bäume und baue das Zelt schnell auf. Meine Nachbarn sind auf der einen Seite 2 ältere Briten, die wohl den gesamten Hausrat mitgebracht haben und auf der anderen Seite hat eine spanische Familie ihr Zelt aufgebaut. Spanier! Ich bin gespannt, wie die Nacht wird. Ich ziehe mich um, denn nun muss ich aber einkaufen und dann die Altstadt besuchen.
Aber leider passiert das furchtbare! Es gibt nirgends Entrecôte zu kaufen, dabei wollte ich das unbedingt ausprobieren.
Unvorstellbar, Svenja findet in den verlassensten Ecken diese cool ausschauenden Fleischstücke und ich stehe mitten in Frankreich, vor einer Supermarkt-Fleischtheke ca. 4 m lang und nada. Es ist zum aus der Haut fahren.
Ich tröste mich daher mit einem großen Filetsteak und mache mich weiter auf in die Altstadt.
Der Anstieg hinauf zur Altstadt ist steil und die jetzt vorhandene Sonne und Hitze machen es nicht leicht den Weg hinaufzusteigen.
Aber, da ich bei der Anreise bereits einen kleinen Blick in die Stadt geworfen habe, weiß ich, dass der Aufstieg es wert ist.
Ich flaniere dann über die Haupt“straße“ bis ich wieder außerhalb der Stadt, bei der Ruine der alten Burg ankomme. Dort lohnt es sich nochmals den tollen Rundumblick zu genießen, der Lust auf den morgigen Tag macht.
Zurück am Zeltplatz ist es Zeit die Pfanne herauszuholen und ein weiteres köstliches Mahlzeit zuzubereiten. Auch diesmal ist der Geschmack unübertrefflich, daran könnte ich mich jedenfalls gewöhnen.
Die Ruhe, die so ein Campingplatz knapp vor Sonnenuntergang ausströmt, ist ein klarer Kontrast zu meiner Reisemethode. Irgendwie ansteckend. Es ist zu schön, um wahr zu sein. Aber auch das können wir noch nicht wissen.
Danach folgt die rituelle Tagebuch Session und die Planung für morgen.
Der morgige Tag hat Jokertag Charakter.
Von hier zur Fähre in Cherbourg sind es am direkten Weg 160 km, oder 2 Stunden Fahrzeit.
D.h. ich kann den ganzen Tag in Ruhe zigzag durch die Halbinsel fahren und die Gegend erkunden.
Wetter Wolkig, Starkregen, sonnig, 13-24°
Strecke: ca. 600km
Eine schöne Tour und ein schönes Tagebuch!
Ruhige Campingplätze? So was gibt es? Verdammt… Dann hatte ich in der Vergangenheit einfach immer Pech. Ich hatte leider sehr häufig krakeelende Partypeople in Hörweite.
Herr Silencer – in der Vorsaison und danach hat man grundsätzlich mehr Glück, daher sollte auch für dich das eine oder andere ruhige Plätzchen drin sein 😉 … ich selbst kenne ja nur einen einzigen Campingplatz, der mich anzieht, du weißt: bin Wald- und Irgendwo-Schläfer; aber sollte es dich bei deiner heurigen Reise nach Geheimnis in die Nähe von Dubrovnik verschlagen, könnte ich dir die Koordinaten selbstverständlich übermitteln – d.h.: natürlich nicht in Anna-GPS, sondern auf Analogisch. Logisch… 😉
Na klar ist der Regen vorbei, es kann ja schlecht mehr als 2 Tage durchregnen, oder? 🙄
Die Galerie ist da etwas tricky. Seit WordPress auf den Gutenberg Editor umgestellt hat, habe ich einen großen Bogen um ihn und seine „Blöcke“ gemacht. Auch, weil das Blog ja zweisprachig ist und ich erst eine Alternative finden musste, die mit dieser Art der Textgestaltung umgehen kann.
Irgendwo in den Tiefen des Core wird es dafür schon eine Einstellung geben, ich suche noch 😉
Ich finde Svenja’s Texte gut. Sie ist nicht so oberflächlich wie ich und schaut den Leuten und den Dingen mit einer ganz anderen Perspektive zu. Ober-, Haupt- und Überhauptkommissarin und andere Tagesetappen halt. Und dann verwendet sie Wortspiele, die mich sehr stark an manche Buchautoren erinnert. 😉
Aber, wenn alles allen gefallen würde, dann gäbe es wohl keine Blogs mehr. 🙂
Svenja wortspielt ? Das muß neu sein 😉 … mir ist sie zu nah am Mainstream und an den ‚Bikern‘ und die Kommentare reißen mich nicht vom Hocker. Sag mir, wer kommentiert … Früher, als sie noch nicht wußte, daß sie eine zarte Frau ist, dafür aber Kinder und einen V8 hatte, haben mir die Erzähl-Berichte besser gefallen. Vom Inhalt. Jetzt sind sie einseitig – für mich. Ohne faszinierende Höhepunkte, außer die Lima geht ungeplant ein. Auch schon was 😉 … Als Comic kämen die Reisen wahrscheinlich nicht so gut an, da würde den Lesern auch bald die Lust vergehen – aber dazu fehlt ihr die Zeit, das umzusetzen; welch Glück für sie. Und sie fuhr auch was G’scheits, früher, KTM zum Beispiel, nicht so eine mickrige Marke wie Kawa wie aktuell … 😉
Hmm, Du bist da nicht mehr ganz am aktuellen Stand, sie fährt seit Island! eine Honda.
Mainstream ist eine Frage der Perspektive.
Für mich wäre eine Erzählung über eine 1200GS Reise mit 2 anderen Silberrücken (ähnliche Big Bores), von einem Hotel zum nächsten. Dann dazwischen Mittagessen in der Brauerei am Weg, Abendessen im Hotelrestaurant und täglich 250km zurückgelegt. Die Eindrücke aufge“fettet“ mit Reiseeindrücken von Burgen, Brücken, Aussichtspunkten, etc…
Also kurz zusammengefasst: Ähnlich der Berichte im (zB) Magazin Tourenfahrer (hat ja auch ganz bewusst kein „in“ am Schluss) 😉
Frauen kommen dort zu 95% als liebste Sozia vor 🙄 _> das ist m.e. Mainstream
Also, da ist eine Frau im Zelt, erfrischend anders…
(wenn auch mittlerweile, Gott sei Dank! nichts außergewöhnliches) 🙂
Genau – nichts Außergewöhnliches – deswegen auch nicht alleine dieser Tatsache wegen interessant…
Daß sie sich für eine 250 Rally interessierte, stimmt, hab ich schon noch mitgekriegt, bevor ich mir ihre Seite gar nicht mehr ansah, weil es mich nervt, wenn jemand gar so besorgt um sein FresseFressi ist, dessen Wichtigkeit immer breiten Raum im Tagesbericht einnimmt. Insoferne sehe ich wenig Unterschied im Ergebnis zu den Bierbäuchlern, die du beschreibst … wir wollen doch die Allerschwächsten unserer Motorradzumpfterln nicht als Maßstab für uns selbst hernehmen, oder ;-?
Nachgelesen: Hoppla. Beide Lenkkopflager neu bei 5500 km ? Baut Honda stark ab (oder zu schwache Lager für härtere Federung ein) oder fährt Frau Kommissar nur mehr Stock- und Steinwege ? Und ja, da isses doch, bereits in der Neuvorstellung: Wilbers hinten wurde gewichtsberechnet, plus ein halbes Kilo Entredings – na bitte ;)… https://svendura.de/myhonda.php
Schalter für die Galerien noch nicht gefunden ;-? Ist e gut so glaub ich, sonst überklickt mann ja den verbindenden Text – die großen Bilder werden in der Galerie kleiner, auch interessant 😉
Hab mich über den Straßenverkauf gewundert, den ich bei der Anreise überlesen zu haben glaubte, doch ein Blick auf die Tastatur hat mich eines Besseren belehrt ;-)…
Svenja ist kein guter Umgang für Abenteuerwillige – die denkt ja stets ans Fressen, fährt die abgefucktesten EU-Touristen-Attraktions-Destinationen an, stellt jedesmal fest, daß dort viele Touristen zugegen sind und kauft schon zu Mittag ein, damit der Nachmittag und der Abend für die Zufriedenheit der Seele gesichert sind (sagte ich das schon einmal ;-?). Du warst einfach zu spät dran, sie hat dir das Entredings schon weggekauft oder einer ihrer ApplaudierkommentatorenInninnen … 😉 – mah, is des fad wuan auf dera Seitn… hab ich allerdings schon mindestens 2 Jahre nicht mehr besucht.
600 zum größeren Teil im Regen gefahren, sind eine gute Bilanz für eine Urlaubsfahrt denk ich mal…
Morgen is der Regen sicher vorbei, am Jokertag…