Vive la Liberation!

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Tag 4 Anreise Wima Rally

In der Früh frische 13° aber kein Regen!  Dafür schaut hinter den Wolken so etwas wie Sonne? hervor.

Ich kann daher in Ruhe alles am Bike verstauen und mich auf den Weg machen.
Mit ca. 300 km Tages Etappe gibt es heute keinen Stress und damit die Möglichkeit ein wenig Sightseeing einzubauen.
Ich war zuletzt vor Jahren in der Normandie und habe dabei Cherbourg, Ruen, St. Lo, Honfleur etc… besucht, deshalb wird, es heuer D-Day werden. Immerhin ist es 75 Jahre her, dass die Befreiung Europas begann. Diese führte unmittelbar zur EU und zu einer sehr ruhigen und friedlichen Zusammenarbeit der europäischen Länder.

Eigentlich ein Erfolgsmodell, ohne Wenn und Aber. Aber 75 Jahre sind wohl eine zu lange Zeit. Die einen (UK / US) wollen nichts mehr von Europa wissen. Die anderen halten die erkämpften Werte für selbstverständlich und engagieren sich nicht einmal mehr passiv politisch. (WÄHLEN gehen ist m.e. ein erworbenes Recht und keine Pflicht).
Ich bin mir bewusst, dass unsere Politiker weder Augenweide noch Genies, noch Boden ständig sind. Die Werte, von denen sie dauernd quasseln, sind ihnen selber fremd.
Politberaterische, potemkinsche Programme. :-/
Und doch, hier, auf diesem Boden sind fremde Soldaten gestorben um uns freie, unabhängige Wahlen in einer Demokratie zu ermöglichen.
Und, wie danken wir es ihnen? Nur 75 Jahre haben gereicht, um das alles überflüssig zu machen. Aus meiner Sicht die größte Schande.
Aber, OK, wieder zurück in das hier und jetzt:
Ich stoppe zuerst am Mt. St. Michel (lt. meinem Navi – in Lautschrift: Monte es te Michel) und der Rest natürlich auch in Deutsch. Wie kommt es, dass das Garmin nicht einmal St. (Sankt) kann?

Ich hätte große Lust es auf Französisch umzustellen. Aber dann ist alles möglich, bis zu Concarneau ist dann alles möglich  😉
Eh schade, so nah und doch so fern. Ein Tag mehr hätte für die extra 700 km gereicht.
Aber die Sonne scheint und die nächste Ansage des Navi’s  holt mich wieder aus dem Grübeln: „Plaze de Ekole“  und kichere wieder in mich hinein.
Also D-Day, daher begrüße ich den Mt. St. Michel nur aus der Ferne.
1. War ich schon beim letzten Mal auf der Insel (da durfte frau noch bis vor die Tür fahren) jetzt geht ja eine neue Brücke (von einem Österreicher geplant!) über die Bucht und schützt damit die Bucht vor der drohenden Verlandung.
2. So wie damals ist trotz der frühen Tageszeit alles überlaufen. Ich schwenke schon in größerer Entfernung ab in den Schilfgürtel und finde dort ein Lokal, dass mir die Tische und Sessel für ein Selfie ohne Stick ermöglicht.
Ein paar spanische Motorradfahren stören meine Selfiesession. Aber dann machen sie ein paar Fotos von mir und dem Mt. Michel und die sind wirklich gut gelungen. Muchas Gracias!
3. Es gibt einen Grund, warum ich, obwohl ich schon mal da war, wieder hier hergefahren bin. Aber der wird sich erst morgen erschließen, also noch ein wenig Geduld.
Wieder zurück aufs Bike und an St. Lo vorbei, geht es an über kurzweilige Straßen weiter an die Nordküste zur „Omaha Beach“ und dort genau zum „Point du Hoc“. Es ist schwierig, selbst mit dem Motorrad, dort einen Parkplatz zu finden. Die Ecke ist sehr gut besucht, aber trotz Koffer finde ich dann doch noch ein Plätzchen, wo ich mich der Regenkleidung – ah ja habe ich vergessen zu erwähnen, dass es Zwischendurch mal wieder richtig geregnet hat?  –  entledige und jetzt wieder in der prallen  Sonne über die Höhenklippe wandere. Sie ist ein einziger Bombenkrater und Reste von Geschütz Bunker sind ebenfalls überall verstreut. Es muss für beide Seiten ein fürchterliches Gemetzel gewesen sein.
Es gibt eine Auflistung von Amerikanern, die hier teilgenommen haben (und größtenteils  auch hier gestorben sind)  die Fotos von einzelnen Personen – so jung!  Rütteln auf. Die Begleittexte sind deprimierend. Ich muss hier ganz schnell weg. 🙁

Der nächste Stopp ist zum Tanken in St. Mere Eglise. Irgendwie schaut es so aus, als ob ein Fallschirm am Kirchturm hängt? Ich fahre zur Kirche und stelle fest, dass am Fallschirm eine lebensgroße Puppe anscheinend auch dran hängt.  Ein Blick in die Runde zeigt ein riesiges Airborne Museum, das, what else?, ebenfalls an D-Day erinnert.
Den Fallschirmjäger hat es tatsächlich gegeben und er hat den Krieg überlebt.  Da ich noch vom Point du Hoc geschüttelt bin und am Weg immer wieder auf kleinere Denkmäler und Kreuze gestoßen bin, die ebenfalls auf gefallene Soldaten hinweisen vermeide ich einen Besuch im Museum und wende mich etwas im Moment viel Interessanterem zu.

Der Marktplatz vor der Kirche ist überfüllt mit Ständen und darunter auch einige die warme Speisen anbieten. Einer davon lockt mit einer köstlich aussehenden Paella und ich denke mir: Ist zwar Spanisch, aber die Zutaten sind aus der Normandie daher schlage ich zu. Und ich habe es nicht bereut.
Das beste Fast Food meines Lebens. Niedriger Preis und ein exzellenter Geschmack, Herz bzw. Magen was will ich mehr?
Da ich auf der Fähre schlecht braten kann, heute halt die Hauptmahlzeit  zu Mittag.
Bisher funktioniert die no Breakfast, no lunch, Dinner mit Fleisch, Baguette und mit viel Wasser unterwegs, Kur recht gut. Eine 17 Stunden Diät wollte ich immer schon ausprobieren und beim Motorrad fahren fällt mir das nicht essen gar nicht so auf.  Erstaunlicherweise keine Entzugserscheinungen!
Aber auch kein Wunder, ich sitze auf meinem Motorrad und lasse mich gemütlich über die kleinen Straßen treiben. Heute mit etwas mehr Foto Stopps am Weg, um die Landschaft einzufangen.  Die Strecke schmilzt trotzdem sehr schnell, deshalb hänge ich noch einen Haken zum nordöstlichen Eck der Normandie an die geplante Strecke.
Ich finde dabei einen Hügel, der mir sogar 2 Serpentinen!  bietet, bevor ich am Top angekommen die Kirche Eglise de la Pernelle  finde. Von dort gibt es einen wunderbaren Rundum Blick über die  Bucht von Tatihou, die wahrscheinlich auch einen Besuch wert wäre, undeutlich zeigen sich im flachen Wasser auch Muschelbänke ab, die sich sicherlich über mehrere Quadratkilometer erstrecken. Jetzt weiß ich wenigstens woher die Muscheln meiner Paella gekommen sind  😉

Aber auch Barfleur  mit dem markanten Leuchtturm  „Phare de Gatteville“ ist von hier bereits im entfernten Dunst zu sehen.

Ich setze meine Fahrt entlang der Küste fort und folge einfach dem Verlauf der Straße.
Ab und zu gibt es kurzen Regen, aber nie so viel, dass ich mein Regengewand herausnehmen muss.
Ich bewege mich auf kleinen Straßen, eingesäumt von Steinmauern und kleinen Hecken  in Richtung Cherbourg. Es schaut fast wie England aus. Wahrscheinlich war das der Grund warum die Normannen auch nach England wollten?

Ich komme von Nord-Ost nach Cherbourg und ziehe die Schleife am Meer entlang direkt in den Fährhafen und der zentralen Britanny Ferry Office.  Dort checke ich mein Ticket und die Abfahrtszeiten sicherheitshalber noch einmal, bevor ich mich hinauf auf den „Montee des Resistance“  bzw. Mt. Du Roule begebe. Am Weg tanke ich nochmal richtig bis zum Anschlag voll. Diesmal einen hoffentlich guten 100 Oktan Schluck.
Anscheinend hat sich, im Gegensatz zu mir, meine Voodoo am „Essen“ in St. Mere Eglise den Magen verdorben und folgt seit dem nur unwillig den Gasgriff Befehlen. Die 100 Oktan werden das beheben. Ich kenne sie und sie vertraut mir. Wir kennen uns jetzt beinahe 9 Jahre und kennen unsere gegenseitigen Eigenheiten so gut, es grenzt schon fast an Telepathie. 🙂

Der Berg der im Süden von Cherbourg liegt, hat eine interessante Serpentinenauffahrt hinauf zur Batterie du Roule und dem dazu gehörigen Musée de Liberation, das in einer alten Festung untergebracht ist.
Auch hier erinnert alles an den 2. Weltkrieg. Diesmal werden aber die Perspektive des Alltagslebens der Bevölkerung und die Aktionen der Resistance ausgestellt.
Leider ist vieles nur auf Französisch beschrieben, aber die Dokumente und Bilder sind auch so sehr aussagekräftig.
Da Cherbourg der erste große Hafen war, der von den Alliierten genutzt werden konnte, hatte er im Jahr 1944 eine sehr große Bedeutung für die Befreiung Europas, da eigentlich fast alle Güter für die Armeen hier entladen  und verteilt wurden.
Und, quasi als Bonus, kann frau vom Belvedere du Roule ganz Cherbourg überblicken und den Fährhafen im Auge behalten. 🙂

Da noch Zeit bis zur Abfahrt um ca. 21:30 ist, kann ich mich zwischen Essen oder Tagebuch schreiben entscheiden.
Ich kaufe mir in einem Supermarkt am Fuße des Bergs eine Kleinigkeit und fahre wieder hinauf auf den Berg. So komme ich 2x in den Genuss der coolen Auffahrt. Das nenne ich mal eine perfekte Hausstrecke zum Üben!
Ich breite mich auf einer Bank  am Parkplatz aus und genieße Aussicht und mein petit dîner.
Dann beginne ich den Tag in meinem Tagebuch zu rekapitulieren und Revue passieren zu lassen.
Auch Facebook wird mit einem Update bedacht und dann bleibt mir nur noch vor dem jetzt startenden Regen zu flüchten und beim Fährterminal Unterschlupf zu suchen. 🙄

Es kommt jetzt auch ein sehr kühler Wind auf. Ich suche mir eine überdachte und windgeschützte Ecke um die letzte Stunden vor dem Einchecken zu überbrücken.
Der Tag war von den KM wenig herausfordernd, aber ich bin seit 7:00 Uhr unterwegs und hatte bis auf den Stopp bei St. Mere Eglise keine richtige Pause.
So dämmere ich ein wenig dahin. Meine Versys steht bereits in der Schlange (6 Autos und ein Motorrad an Position 5), also habe ich keine Hektik und das Terminal ist von meinem Platz einsehbar, also werde ich es merken, wenn es losgeht.
Langsam füllt sich die Queue und da es der letzte Tag in Frankreich sein wird, probiere ich meine Erfahrungen in Frankreich zu rekapitulieren.

  • Das Essen:  Keine Ahnung, ich habe selber gekocht, die Paella war jedenfalls herausragend
  • Wetter +, – , +   was auch immer das ergibt
  • Campingplätze   o, +
  • Straßen  +, +, +
  • Supermärkte  +, +
  • Tankstellen:  Viele Automatentankstellen, in St. Mere Eglise offensichtlich schlechte Qualität, in Cherbourg dafür wieder ++
  • Autofahrer: Sehr rücksichtsvoll und eher langsam unterwegs. Im Starkregen ohne Licht unterwegs?
  • Städtenamen:  Unaussprechlich und schwer von der Karte in die Realität zu übernehmen. (Ich merke mir normalerweise die Namen der wichtigsten Ecken am Weg, aber hier nada
  • Bevölkerung: + , leider viele ohne DE oder EN Kenntnisse, was die Kommunikation sehr schwierig macht. War naturgemäß in der Normandie besser.

Heute, im hier und jetzt:   20:19  (t-1)  viele Autos und 3 Motards

Wetter Morgen 13° Sonne, Mittag Wolken 23°, Abend Regen 18° + starker Wind

Pünktlich um 21:00 gehen die Schranken auf und die Kolonnen setzen sich durch die Etappen Boarding, Passkontrolle und Einweisung in Bewegung.
Motorräder wie immer zuerst, wir landen am oberen Parkdeck (Etage 5) mit mir vor Ort 2 junge britische Motorradfahrer, die aus der Bretagne zurückkommen und auch ganz begeistert sind. Obwohl dort der Regen auch gewütet  hat.
Nach dem Verankern von Voodoo verlasse ich sie, um meine Kabine zu suchen. Und,  quelle surprise! Ich habe eine 3er Außenkabine ganz für mich alleine. 🙂
Schnell umziehen und die Decks erkunden, bevor die restliche Meute an Passagieren unterwegs ist. Das Schiff ist riesig und gut mit Spielsalon, Restaurants und Shops ausgestattet. Aber ich ziehe es vor das Tagebuch fertig zu schreiben und meinen Plan für morgen durchzugehen.
Die Nachrichten aus Südengland, die ich von Elsbeth, unserer Schweizer Freundin, aus Plymouth erhalte sagen grausliches Wetter voraus. Regen und starke Seitenwinde. 🙁
Also wird sowohl eine Küsten-, als auch eine Inlandsroute eingeplant, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

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Video-Link: https://youtu.be/jxv1YV78g0A

3 Kommentare

  1. Die Franzosen sind vielleicht geschichtsbewußter als der Rest der Völker Europas, Geschäftssinn wird auch dabei sein bei der Pflege der Tradition … doch immerhin hat die Befreiung vom Terror auf ihrem Terrain begonnen und neben Titos Partisanen war die Resistance die aktivste europäische Widerstandsbewegung…
    Film hab ich in Jutub gefunden und des Nächtens im Tiwi angesehen. Sehr ansprechend und vielfältig, die neue Signation, war bestimmt einige Arbeit … leider fehlt bei der letzten Einstellung die Husky im Bild und der angedeutete Fußschleifer der Reiterin, nur der Saund is zu hör’n … 🙂 …
    Sehr gut passende Musi find‘ ich, ist bei allen 3 Filmen unterlegt die ich ansah, eben auch den kurzen Schweiz-Frankreich.

  2. Da hast du tatsächlich einen ‚historischen‘ Tag eingelegt… Die tatsächliche Geschichte des Fallschirmjägers kannte ich nicht – im ‚längsten Tag‘ wird er ja von seinen eigenen Leuten befreit, was also nicht stimmt; allerdings war er auch da taub vom Geläute – was irgendwie humorig abgehandelt wurde. Ich hab mich immer gewundert, daß in Omaha-Beach eine Landung erfolgreich sein konnte, nachdem ich gesehen hatte wie es da aussieht, wenn die Verteidiger nicht durch die Bombardierung durch die Schiffsartillerie komplett vertrieben wurden – und daß überhaupt ein Ranger aus den nach vorne öffnenden Landungsbooten lebend herauskam…
    Aber so ist Geschichte: die Kids der Kids berührt das nicht mehr, das ist zu lange her.
    Der Panzer mit der Nummer 4 ist tatsächlich ein M4A1 Sherman – der den deutschen Panzern in der Normandie hoffnungslos unterlegen war, und mit einer Spielzeugkanone ausgestattet, die gerade so Kratzer verursachten, der selbst aber leicht brannte. Der Grund weshalb die Amis ihn trotzdem einsetzten ist -offiziell- seine geringe Größe, d.h. Transportkapazität über den Atlantik. Wer’s glaubt. Ich glaub an verkaufte Stückzahlen. Eine verbesserte Version, den Sherman Firefly, entwickelten die Briten, die ihm eine Panzerabwehrkanone verpaßten, die nun auch frontal die deutschen Tiger und Panther durchschlagen konnte.
    Und wenig Regen an diesem Tag, dunstiges Wetter am Atlantik gehört ja zu den Schönwetterperioden 😉

    1. Ja, der Tag hatte tatsächlich etwas historisches.
      Was an der Normandie schön ist geht aber fast unter. Denn überall gibt es Museen und Ausstellung, dann wieder Kreuze und Hinweisschilder zu irgendwelchen Stellungen des WW2.
      Ich habe jetzt auch den Film zum Beitrag hinzugefügt. Damit komplettiert sich das Ganze.

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