2 Uhr 45

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Stell Dir vor, Du schläfst tief und fest.
Auf einmal startet Dein Hund, der friedlich vor dem Bett geruht hat, durch und beginnt wie verrückt zu bellen.
Manchmal kommt es ja vor, dass er etwas vorm Haus hört. D.h. nach ein paar Wuffs ist wieder Ruhe und hoffentlich schläft die Gasse dann noch. Aber diesmal? Er hört einfach nicht auf! WTF?
Also, zuerst so weit munter werden, dass ich nicht gleich neben dem Bett verunfalle und dann bewege ich mich durch die dunkle Wohnung in Richtung Vorgarten.

Schon am Weg zur Vordertür sehe ich daher wie jemand mit einer Taschenlampe zum Küchenfenster herein leuchtet. Wohlgemerkt, vom Gartenzaun aus, über den Vorgarten, ins Küchenfenster.
Immerhin, weiß ich nun, warum der Hund so ausdauernd bellt, auch kann ich jetzt das regelmäßige Läuten vernehmen, dass im Gebell komplett untergegangen ist.
Eine Frage geklärt, eine neue aufgeworfen:
„Wer zum Teufel läutet mitten in der Nacht Sturm und leuchtet mit Taschenlampen in fremder Leute Fenster?“


Ein kurzer Blick aus dem Fenster lässt mir kurz den Atem stocken.
Ich sehe zwei Aliens vor meiner Gartentür!
Nach kurzem Augen reiben, vielleicht bin ich möglicherweise doch nicht wach?, erkenne ich die mittlerweile aus allen Nachrichten bekannten Vollkörper Schutzanzüge in Weiß + Gesichtsmaske.
Ich drehe das Licht im Zimmer auf, verfrachte meinen Hund ins Wohnzimmer und schließe die Tür, schließlich werden diese aufopfernden Helfer ja noch weiter gebraucht 😉

Dann marschiere ich im Pyjama und ohne Schuhwerk ( oi, es ist doch kälter als gedacht!) in den Vorgarten. Ich bleibe im gebührenden Abstand stehen und erkundige mich nach dem Begehr?
Mir wird von den beiden jungen Herren mitgeteilt, dass sie gekommen sind um Herrn Johann E. zu testen und gegebenenfalls auch gleich mitzunehmen. Erst jetzt sehe ich auch den Krankentransport, der in der Nachbarauffahrt parkt.
Jetzt kommt das schwierigste überhaupt: Ich – im Pyjama und barfuß – bin offensichtlich so unglaubwürdig, dass all meinen Beteuerungen, dass die angegebene Adresse zwar stimmt, aber weder in meinem, noch in den angrenzenden Häusern, ein Herr E. wohnt, nur sehr zögerlich Glauben geschenkt wird. Es wird mehrfach darauf hingewiesen, dass die angegebene Adresse eindeutig ist.
Ich verweise auf mir bereits bekannte ähnlich lautende Adressen. Danach mache ich kehrt und torkle zurück in die Wohnung. Dort freue ich mich über die warme Fußbodenheizung die meine, schon zu Eisklumpen konvertierten, Füße mit wohliger Wärme empfangen.
Das Einschlafen fällt mir nach dieser Episode schwerer als sonst, aber irgendwann sinke ich doch wieder zurück in Träume von Aliens, Viren und falschen Adressen.

PS: Eigentlich wollte ich zur aktuellen Corona Lage kein Statement abgeben, aber dank diesem skurrilen Erlebnis, hab ich jetzt zumindest eine Referenz dazu in meinem Blog. 😉
Wien, 28.03.2020, 2 Uhr 45 Minuten

3 Kommentare

  1. Aber aber … wollen wir doch positiv denken … frau/en kann den Termin doch nach hinten verschieben – ersten Prognosen nach könnte es erste Erleichterungen im Reiseverkehr in ‚leichten‘ Gegenden schon im Mai geben, in schweren Fällen erst im August. Und September geht ja auch noch locker, wenn frau vergangenen Sommer in GB war … 😉
    Ernst nehme ich die Geschichte natürlich auch, mein Leben ändert sich nicht so nachhaltig wie das vieler anderer denke ich, nur die räumlichen Abstände bei notwendiger Kontaktnahme werden größer. Das Moppetfahren gönne ich mir trotz Risiko wie du es beschreibst, nun ist mann auch dort meist alleine unterwegs, wo ich häufig als Blockadebrecher fungieren mußte – aber ich hab ja das Cafe Podium, das entschädigt allemal besser als alle öffentlichen, wie bei dir eben der Garten … 😉

  2. Filmwürdig … 😉

    Mehr fällt mir dazu nicht ein. Oder doch: danke, daß du dich nicht hast anstecken lassen von den 08/15-Gehirnen, die offenbar kein anderes Thema mehr kennen – hier trennt/e sich die Spreu vom Weizen … was mir immerhin zu einem weit schlankeren Reader verhalf: wer mehr als 3x das Unsagbar-Wort zum Thema -außer in persiflierender Form- eines Beitrages macht/e, fiel (fällt in Zukunft) durch meinen subjektiven Persönlichkeitstest. Offenbar ist die Welt des Mainstreams weit perspektivenloser, als ich vorschußlorbeerig annehmen wollte.

    Der nächste WRWR-Bericht von der rekonvertierten Insel kommt bestimmt bald – sicher aber noch laaange vor dem anstehenden Treffen in D … obwohl: wenn’s Frühjahr begonnen hat, isses bis zum Sommer nicht mehr weit (wenn frau völlig ausgelastet ist mit Arbeit und Motorschrauben…).

    1. Hi Olpo,
      ja, das C Wort ist immer und überall. Ich nehme das Thema soweit ernst, in dem ich meine sonstige Kontaktfreude zurück geschraubt habe, und schweren Herzens auf erste Motorrad Touren verzichte.
      Obwohl ich sicher nicht mit der Absicht Motorrad fahre um zu verunglücken und dann einem Drama Patienten ein Bett zu stehlen 😉
      Die Insel Berichte gehen nächste Woche sicher weiter, da gibt es noch so einiges zu berichten, und, da ich ab Montag auch in Home Office bin kann ich die zurück gewonnene Fahrzeit produktiv nutzen.
      Ob es im Sommer eine Wima Rally in D geben wird? Das steht noch in den (Statistik) Sternen. :-/

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